Kampfansage an den Leerstand in Wittlich
Alwin-Projekt belebt Wittlicher Innenstadt
Die Wittlicher Innenstadt wurde in den letzten Jahren immer leerer. Helmut Ertz wollte dem etwas entgegensetzen und hat 2016 das alwin-Projekt gestartet – mit erstaunlichem Erfolg.
alwin fördert Einzelhändler, Gründer und junge Menschen mit besonderen Ideen
Die kleine Stadt Wittlich in Rheinland-Pfalz kämpft seit Jahren mit dem Ladensterben. Immer mehr Geschäfte müssen in der Wittlicher Innenstadt schließen. Helmut Ertz wollte sich das nicht mehr länger mit anschauen und gründete 2016 das alwin-Projekt (kurz für aktives Leerstandsmanagement Wittlicher Innenstadt).
Das kommunale Projekt will es potenziellen Einzelhändlern einfacher machen, einen eigenen Laden zu eröffnen. „Mit alwin fördern wir junge Menschen mit besonderen Ideen“, erklärt Joachim Rodenkirch, Bürgermeister von Wittlich.
Drei Bausteine für den Erfolg
Drei Jahre nach dem Start des Projektes zeigt sich: Es hat sich gelohnt. Der Leerstand konnte von 12,8 Prozent auf 7,5 Prozent nahezu halbiert werden. Bis zum Jahr 2018 sind 26 neue Läden hinzugekommen, 16 Läden haben wieder geschlossen. „Wir bekommen viele Nachfragen von Einzelhändlern, die ihre Ideen in Wittlich umsetzen wollen“, so Rodenkirch.
Der Erfolg von Alwin liegt im Aufbau des Projektes. Es besteht aus drei Bausteinen: alwin genial, alwin direkt und alwin pop-up. Bei alwin pop-up können sich Gründer einen Laden für eine bis zwölf Wochen mieten und sich ausprobieren. Das alwin-Projekt sucht dabei einen passenden Laden. Die Miete liegt bei 75 Euro pro Woche (inklusive Miete, Nebenkosten und Mehrwertsteuer). „Das Konzept ermöglicht es, seine Idee zu testen, bevor man einen festen Laden aufmacht. Aus der Erfahrung wissen wir, dass aus den vorübergehenden Shops häufig richtige Läden entstehen“, berichtet Ertz.
Keine 08/15-Läden für Wittich
Läuft der eigene Pop-up-Store erfolgreich, kann mit alwin genial ein Laden für eineinhalb Jahre geöffnet werden. Im ersten halben Jahr muss der Gründer keine Miete zahlen, ab dem siebenten Monat fällt eine Staffelmiete an. „Wer Interesse an alwin genial hat, kann seine Projektidee vorstellen. Gemeinsam mit dem Interessent besprechen wir sie und überprüfen das Konzept auf Machbarkeit“, meint Ertz und fügt hinzu: „Uns ist es wichtig, dass es sich dabei um keinen Nullachtfünfzehn-Laden handelt, sondern wirklich etwas Besonderes ist. Zudem sollte das Sortiment qualitativ hochwertig sein, weil wir hier keine großen Filialisten, sondern tolle Ideen fördern wollen.“
Mit dem dritten Baustein, alwin direkt, können Gründer einen Laden mieten und dafür eigene Konditionen mit den Eigentümern des Ladens aushandeln. Wie bei den anderen Bausteinen auch stehen die Experten des Projektes mit Rat und Tat zur Seite, damit der eigene Laden auch wirklich ein Erfolg wird. „Bei Bedarf passen wir das Konzept immer wieder an und schauen, was die Händler besser machen können, wo sie Kontakte knüpfen können, auf welchen Veranstaltungen sie auftreten und wie sie die Außenwerbung erhöhen können“, erklärt der Makler.
Etablierte Geschäfte dank alwin-Projekt
Mithilfe des Projekts konnten sich unter anderem ein Eisenbahnladen sowie ein Zigarrenladen mit Raucherlounge in Wittlich etablieren. „Kunden wollen bestimmte Produkte vor Ort einkaufen. Dazu gehören insbesondere hochpreisige Waren. Vor dem Kauf will man sie zumindest einmal in der Hand gehalten haben. An einer Zigarre will man riechen, um die verschiedenen Düfte auf sich wirken zu lassen. Und letzten Endes kann man sie auch nicht digital rauchen“, erklärt Ertz.
Insgesamt kostet das alwin-Projekt 21.000 Euro. Gefördert wird das Ganze durch das Städtebauförderprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“. Mittlerweile erhält Wittlich dank des Projektes nicht mehr nur Anfragen von Einzelhändlern, sondern auch von kommunalen Vertretern.